Am 22.11.2020 verstarb Dr. Karin Witt. Nach ihrem aktiven Berufsleben als Ärztin hat sie sich in unserer Pfarrgemeinde Heilige Familie vielfältig und verdienstvoll eingebracht:
Karin Witt wurde 1940 in Gerresheim geboren. Anfang der 50er Jahre ist sie mit ihrer Familie in die Feuerwehrsiedlung nach Unterrath gezogen. Sie holte Ende der 60er Jahre das Abitur auf dem Abendgymnasium nach, studierte Medizin und promovierte. Sie war dann nach Zwischenstationen in verschiedenen Krankenhäusern bis 2008 als Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie mit eigener Praxis am Sperlingsweg tätig.
Beruflich war sie täglich mit der Not anderer Menschen befasst. Aber auch im Privatleben waren Zuwendung und Hilfe für Freunde und Bekannte - aber vor allem auch für Schwächere in unserer Gesellschaft das Wichtigste für sie. So leitete sie Erste-Hilfe-Kurse im DRK, nahm Abschlussprüfungen für die Altenpflegeausbildung ab, schrieb auch im Ruhestand fachärztliche Gutachten. Nach ihrem Berufsleben gründete sie 2008 die Karin-Witt-Stiftung, in die sie viel eigenes Geld steckte und für die sie seither ständig Unterstützer und Förderer zu gewinnen suchte.
Die "Dr.-Karin-Witt-Stiftung"
Die Stiftung, die ihre Hilfsprojekte mit dem „Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer“ (SKFM) organisiert, widmet sich schwerpunktmäßig der Unterstützung von (werdenden) Müttern mit gesunden oder behinderten Kindern, von minderjährigen Müttern oder von Frauen mit Schwangerschaftsdepressionen und Kindern mit Entwicklungsstörungen.
Wichtigstes Ziel war auch für Karin Witt dabei immer: Mütter und Familien zur Selbsthilfe zu befähigen.
Die Stiftung unterstützt und beteiligt sich finanziell ...
„Säume nicht, träume nicht – wandle!
Frage nicht, klage nicht – handle!“
(Julius Langbehn)
"Dieser Spruch steht auf ihrer Todesanzeige, wahrscheinlich von ihr selbst ausgesucht und dafür bestimmt. Je mehr ich diesen Spruch verinnerliche, umso mehr bin ich überzeugt, dass dies ihre Prinzipien waren, nach denen sie sich richtete und entsprechend handelte. ...
Ich empfand sie damals als ungewöhnlich aktiv, voller Tatendrang, was mich manchmal, z.B. im Hinblick auf ihren nicht optimalen Gesundheitszustand, beunruhigte. Überall wollte sie dabei sein und mitmachen. ... Da sie weder Familie noch ihr nahestehende Verwandte (außer einer Cousine in München) hatte, erwog sie bei all ihren vielseitigen Interessen und Aktionen, aus ihrem Nachlass eine sinnvolle Stiftung zu gründen. Wie es ihrem Temperament entsprach, brauchte sie nicht lange zu überlegen. Als Ärztin hatte sie viel Kummer und Leid bei jungen Frauen und Müttern erfahren und beschloss daher, diesen Menschen nachhaltige Hilfe durch die Stiftung zukommen zu lassen. Sie war unermüdlich dabei, kompetente Personen zu finden und anzusprechen, die sie darin unterstützen könnten. Mit unzähligen Telefonaten, Beratungen bei Sparkassen und Banken sowie bei einschlägigen Institutionen konferierte sie, erlitt Niederlagen und Absagen, machte Werbekampagnen ohne zu ermüden. Sie ließ einfach nicht nach – und endlich hatte sie ihr Ziel erreicht.
Ich habe sie damals sehr ob ihrer Hartnäckigkeit bewundert und manches Mal nicht daran glauben können, dass sie es schafft, aber das entsprach ihrem Temperament und ihrem Charakter. Sie fragte nicht, klagte nicht, sondern handelte (siehe oben) – und hat letztendlich ihr Ziel erreicht. Heute steht ihre Stiftung, glaube ich, auf soliden Füßen und bringt Ertrag und Segen. ...
An ihrem Alterssitz, dem Rosenhof in Erkrath, agierte sie weiter, übernahm neue Verantwortung, indem sie sich in den Heimbeirat des Rosenhofes wählen ließ, nahm weiter an den Orchesterproben in der Hl. Familie teil, pflegte ihre alten Kontakte, kümmerte sich um die Stiftung, bis sie Anfang 2020 schwer und unheilbar erkrankte, was sie nicht akzeptieren konnte. Sie hatte noch so viel vor. So gern wäre sie noch zu den Oberammergauer Festspielen in diesem Jahr gefahren, zu denen sie sich frühzeitig angemeldet hatte. Bei meinem letzten Kontakt mit ihr gestand sie mir ihre Krankheit ein und meinte, einen letzten Versuch wolle sie noch zur Überwindung der Krankheit unternehmen und sich (vermutlich) einer Chemo-Therapie unterziehen. Gott hat es anders gewollt.
Am 22. 11. 2020, am Fest der hl. Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik (wie bedeutungsvoll), ist sie verstorben.
Das Auferstehungsamt vor der Beisetzung auf dem Gerresheimer Friedhof wurde am 02. 12. 2020 in der Basilika St. Margareta gehalten, in der sie vor 80 Jahren getauft worden war. Die musikalische Gestaltung hatte Christoph Seeger an der Orgel zusammen mit einem Violine-Solisten mit Werken von Bach und Händel übernommen. Das hätte ihr, glaube ich, sehr gefallen. Die eindrucksvolle Predigt hielt Msgr. Oliver Boss, der sehr einfühlsam ihr Wirken als gläubiger Mensch und Ärztin hervorhob. Im Besonderen wies er auf ihre eigene brennende Taufkerze auf dem Altar hin, die man ihr auf ihren ausdrücklichen Wunsch mit ins Grab geben werde."
[Ursula Linnenweber, Dezember 2020]